Große Nachfrage nach einer Gemeinschaftsschule unter den Städten und Gemeinden

Veröffentlicht am 14.09.2012 in Landespolitik

Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer: "Mit dem Start der ersten Schulen und dem sich abzeichnenden starken Ausbau der Gemeinschaftsschule im Schuljahr 2013/2014 bringen wir die soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen voran."

 
Die Nachfrage nach der neuen Gemeinschaftsschule unter den Kommunen sei sehr groß, erklärte heute Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Dem Ministerium sind bislang rund 100 Anfragen von Schulträgern angekündigt, von denen voraussichtlich der größte Teil genehmigt werden könne. Hier arbeiteten die Staatlichen Schulämter eng mit den Kommunen zusammen. "Der erfolgreiche Weg der neuen Schulart im Land und der Bildungsaufbruch gehen mit dem zweiten Jahrgang der Gemeinschaftsschule weiter", erklärte die Ministerin. Baden-Württemberg schaffe mit der neuen Schulart einen Meilenstein in der Schulentwicklung. "Mit dem Start der ersten Schulen und dem sich abzeichnenden starken Ausbau der Gemeinschaftsschule im Schuljahr 2013/2014 bringen wir die soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen voran."

 

Dieses Schuljahr 2012/2013 gehen 42 Gemeinschaftsschulen an den Start, darunter drei bisherige Realschulen sowie in Tübingen eine Realschule in Verbund mit einem Gymnasium. Die Ministerin sieht bei den Starterschulen eine große Aufbruchstimmung. Bei den jetzigen Besuchen zum Start der Gemeinschaftsschule zeige sich die große Begeisterung bei Schülern, Eltern und Lehrkräften. Hinzu komme, dass die örtlichen Unternehmen die neuen Schulen häufig sehr positiv aufnehmen würden. "Unsere Arbeit wird die beste Werbung sein, das wird sich durchsetzen", erklärte der Rektor einer der Starterschulen. Es sei aber auch klar, dass vor Ort eine hohe Erwartungshaltung vorhanden sei, betonte die Ministerin: "Ich bin sicher, dass die neuen Schulen bis zum Ende dieses Schuljahres ihre gute Qualität unter Beweis gestellt haben."

 
Die Ausstattung der 42 Schulen mit Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten sei trotz des engen Zeitrahmens zwischen der Entscheidung des Landtags für die Gemeinschaftsschule Ende April und den Sommerferien aufgrund des hohen Engagements aller Beteiligten problemlos verlaufen. Alle Schulen seien bei den Personalentscheidungen eng einbezogen gewesen. Zum großen Teil hätten die Schulen über Ausschreibungen Lehrkräfte gewonnen, gleichzeitig hätten sie aber auch bei den umliegenden Realschulen und Gymnasien für eine Teilabordnung von Lehrkräften geworben. Die jetzt neu anfangenden Lehrkräfte seien alle auf eigenen Wunsch an die Schulen gekommen, auch die Lehrerinnen und Lehrer von Gymnasien. "Es hat mich gefreut, wie stark sich engagierte Lehrerinnen und Lehrer um Stellen an den neuen Gemeinschaftsschulen bemüht haben", betonte die Ministerin. Das mache besonders deutlich, wie gut diese Pädagogik bei den Lehrkräften ankomme.
 
Insgesamt wurden 79 Stellen für die fünften Klassen an den 42 Gemeinschaftsschulen verwendet. Sie umfassen 31 Stellen für Grund- und Hauptschullehrkräfte, 26 Stellen für Realschullehrkräfte und 22 Deputate für Gymnasiallehrkräfte. Die Schulverwaltung hat dabei 59 Lehrkräfte direkt für die neuen Schulen eingestellt. Die restlichen Stellenanteile wurden für Teilabordnungen von Gymnasial- und Realschullehrkräften genutzt. Neben der üblichen Lehrerversorgung erhielten die Gemeinschaftsschulen über eine erhöhte Zuweisung rund 30 Stellen für Ganztagsbetrieb, Inklusion und die Starthilfe. Unter den rund 2000 Schülerinnen und Schülern befinden sich 67 mit festgestelltem sonderpädagogischem Bildungsbedarf. Um diese Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern, wird die benötigte Anzahl an Sonderpädagogen vor Ort bereitgestellt.
 
Für die zweite Tranche liegen Anträge aus fast allen Schulamtsbezirken vor. Diese werden derzeit von der Schulverwaltung ausgewertet. Darunter seien auch Anträge von Kommunen, die bisherige Realschulen in Gemeinschaftsschulen umwandeln wollen. Hier gebe es zudem ein großes Informationsbedürfnis vieler Realschulen, wie sich die zunehmende Heterogenität an dieser Schulart auswirke. Realschulen bräuchten mehr Zeit, erklärte die Ministerin. Die Stabsstelle im Kultusministerium setze hier künftig einen Schwerpunkt, um den Anlaufprozess zu beschleunigen. Die Ministerin hält es aber für absehbar, dass das Beispiel der jetzt startenden Gemeinschaftsschulen viele Schulträger, Lehrkräfte und Eltern zu eigenen Anstrengungen animieren werde. Für den dritten Jahrgang seien jetzt bereits Kooperationen zwischen Gemeinschaftsschulen und Gymnasien vereinbart.
 
Bis Ende Oktober soll endgültig klar sein, welche Anträge aus den Kommunen gekommen sind. Ihre Auswertung ist bis Jahresanfang geplant. Das Ministerium will bei der Bewertung strenge Maßstäbe ansetzen, sowohl beim pädagogischen Konzept als auch bei der verlangten stabilen Zweizügigkeit.
 
Die Genehmigung der Anträge erfolgt durch die Regierungspräsidien, beurteilt werden sie aber federführend von den Staatlichen Schulämtern. Sie überprüfen etwa mit Visitationen die Qualität der pädagogischen Konzepte und den Standort einer neuen Gemeinschaftsschule. Hier spiele der Öffentliche Personennahverkehr eine große Rolle, etwa die Frage, wie die Buslinien vor Ort ausgerichtet sind. Die Schulämter würden hier in starkem Maße vermitteln, um Streitfälle zu vermeiden. Für die Kultusministerin könnte dieses Vorgehen auch ein Modell sein, um die regionale Schulentwicklung zu gestalten.