Realschulen sollen bei der Weiterentwicklung hin zur Gemeinschaftsschule stärker unterstützt werden

Veröffentlicht am 19.11.2012 in Landespolitik

Kultusministerin Warminski-Leitheußer: „Die Landesregierung will gemeinsam mit den Schulträgern und Schulen im Rahmen eines Zwei-Säulen-Modells nach zukunftssichernden Lösungen suchen und nicht die Schulentwicklung vor Ort von oben vorschreiben"

 

Die Landesregierung strebt im Zuge einer regionalen Schulentwicklungsplanung ein stabiles Zwei-Säulen-Modell an, erklärte heute Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Eine Säule ist das Gymnasium, die zweite soll nach dem Ende eines Übergangsprozesses die Gemeinschaftsschule sein. Letztere bietet ebenfalls gymnasiale Standards und damit eine G9-Option auf das Abitur an. "Die Landesregierung will gemeinsam mit den Schulträgern und Schulen nach zukunftssichernden Lösungen suchen und nicht die Schulentwicklung vor Ort von oben vorschreiben", betonte die Kultusministerin. In der Übergangszeit werde es in der zweiten Säule weiterhin unterschiedliche Schularten geben, wobei die Realschulen Kern künftiger Gemeinschaftsschulen sein könnten. „Das Ziel der Landesregierung ist, die qualitativ hochwertige Bildungsinfrastruktur in der Fläche zu sichern, damit jeder Schüler auch in Zukunft in erreichbarer Nähe auf die Schule seiner Wahl gehen kann“, erklärte die Ministerin vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und den damit verbundenen sinkenden Schülerzahlen. Das bisherige dreigliedrige Schulsystem habe sich dafür als nicht zukunftsfähig erwiesen.
 
 
Schulentwicklung gemeinsam vor Ort
 
"Selbstverständlich hat jede Schule die Zeit, die sie benötigt, um sich weiterzuentwickeln. Wir unterstützen jede Schule, die sich auf den Weg zur Gemeinschaftsschule machen will“, betonte die Ministerin. Sie ermuntert insbesondere Realschulen, eine Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule anzustreben. An den Realschulen werde eine sehr gute und erfolgreiche pädagogische Arbeit geleistet. Allerdings stehe gerade diese Schulart angesichts der Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler vor sehr großen Herausforderungen. Die Gemeinschaftsschule sei deshalb gerade für Realschulen ein maßgeschneidertes Modell, da diese Schulart bereits Schülerinnen und Schüler mit sehr großer Leistungsbreite umfasst. Die Ministerin kündigte an, dass im Rahmen der regionalen Schulentwicklung "Trittsteine" ausgearbeitet werden, um die Entwicklung der Realschule hin zur Gemeinschaftsschule zu unterstützen.
 
Modell Gemeinschaftsschule bietet viele Vorteile
 
Diese Weiterentwicklung biete gerade Realschulen viele Vorteile, erklärte die Ministerin. Das pädagogische Konzept beispielsweise ermögliche durch die veränderten Lehr– und Lernformen (individuelles Lernen / Lernen in gemischten Gruppen), besser auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes einzugehen. Die Realschulen könnten als Gemeinschaftsschule gymnasiale Standards anbieten und damit bei entsprechender Schülerzahl auch das Abitur als Bildungsabschluss. An Gemeinschaftsschulen arbeiten Lehrkräfte aller Schularten, was sich positiv auf die pädagogische Qualität und damit auf die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler auswirke. Weiterer Vorteil sei der niedrigere Klassenteiler von 28 in der Gemeinschaftsschule (Realschule: 30). Bei der Inklusion behinderter Schüler bekommen sie zudem sonderpädagogische Stunden zugewiesen. Da Gemeinschaftsschulen Ganztagsschulen sind – entweder an drei oder an vier Tagen –, eröffne sich außerdem mehr Spielraum, auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler individuell einzugehen. Letztendlich sei die Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule auch ein Faktor für den Erhalt des Schulstandorts.
 
Das Kultusministerium ruft die Schulen auf, die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung innerhalb der Schulgemeinschaft zu thematisieren. Die Schulentwicklung vor Ort könnte ein Thema bei Pädagogischen Tagen, bei Konferenzen und beim Erfahrungsaustausch mit Starterschulen sein. „Ich möchte insbesondere die Realschulen ermuntern, die vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangebote zu nutzen“, sagt Warminski-Leitheußer.